
Kommentar Pressefeigheit – eine Anklage
«J’accuse», lautete vor 125 Jahren die Überschrift einer Schlagzeile Émile Zolas in der Zeitung l’Aurore. Heute erdreiste ich mich zu einem Plagiat: Ich klage an! Zola warf der französischen Gerichtsbarkeit ein Justizverbrechen im Falle des jüdischen Hauptmanns Dreyfus vor. Ich beschuldige meine Kollegen in den meisten US-Medien der Pressefeigheit vor dem kindesmörderischen Zeitgeist. Dies ist ein Skandal, der einem hypothetischen Vergleich standhält: Was, wenn deutsche Blätter aus Angst vor einer negativen Leserreaktion den Eichmann-Prozess der Jahre 1961–62 boykottiert hätten?
Ein Photo aus einem Gerichtssaal in Philadelphia, das nur vom konservativen Fernsehsender Fox ausgestrahlt wurde, treibt mich zu dieser Analogie. Es zeigt die leeren Pressebänke im Prozess gegen den Abtreibungsarzt Dr. Kermit Gosnell, der wegen dreifachen Mordes an bereits geborenen Babys zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. In der Beweisaufnahme kam aber Schlimmeres…