
EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser
Wie das Volk Israel nach der Befreiung auf dem Weg durch die Wüste, so sind Christen unterwegs. Befreit – aber noch nicht im verheissenen Land angekommen. Es ist ein unruhiges Ziehen durch wüstes Land, zu oft ist auch unser Herz noch unruhig (Ps. 42,6). Es geht durch dunkle Täler, in denen wir gleichwohl kein Unglück fürchten sollen, sondern getröstet sind (Ps. 23). Es ist unsere Bestimmung, dass unser Herz schon hier ruhig werde im Schauen auf den wahren Gott (u. a. Ps. 84,8; Matth. 5,8), im Vertrauen auf Jesus. Auch Menschen, die mit der Bibel wenig anfangen können, spüren die zunehmende Herrschaft des Bösen. Die Gewalt auf den Strassen, Hass, Gemeinheit, das Irrlichtern der Politikversprechen.
“... von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.
Die Mächtigen wollen nicht verstehen, und das Volk nicht minder, was der Grund für Verfall und Niedertracht ist: «Das alles hast du dir doch selbst bereitet, weil du den HERRN, deinen Gott, verlässt, sooft er dich den rechten Weg leiten will» (Jer. 2,17). Die religiösen und die politischen Führer («die das Gesetz handhaben») werden direkt angesprochen (vgl. Vers 8). «Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, rissige Zisternen, die das Wasser nicht halten». Wer das Wasser aus der lebendigen Quelle verschmäht, bereitet anderem den Weg: «Schwert, Hunger und Pest» (vgl. Jer. 32,36). Dabei ist dieses lebendige Wasser sogar ein Geschenk: «Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst» (Off. 21,6).
In die Anklage ist der barmherzige Ruf, doch zum Guten des Herrn umzukehren, eingewoben: «Erkenne doch und sieh, dass es schlimm und bitter ist, wenn du den HERRN, deinen Gott, verlässt und wenn bei dir keine Furcht vor mir ist! spricht der Herr» (vgl. Jer. 2,19). Im 26. Kapitel, Vers 13, steht: «Und nun bessert eure Wege und Taten und hört auf die Stimme des HERRN, eures Gottes.» Im Dunkel der Zeit sehen wir das kommende Licht. Es soll unseren Weg ausleuchten (Ps. 119,105). Das dürre Tal soll uns Quellgrund werden, Frühregen soll uns schon hier in Segen hüllen (Ps. 84,7). Die noch ohne Gott durch das wüste Land irren, laden wir ein: «Komm doch, stell dich mit mir ins Licht. Trau der Sehnsucht, der Hoffnung, die doch in dein Herz eingewoben ist (Pred. 3,11). Mach dich auf zu diesem Licht. Schau, da ist einer, der gute Gedanken für dich hat, der dir Hoffnung und auch eine gute Zukunft geben will» (vgl. Jer. 29,11).
Es ist gut, wenn unsere Rede zu den Menschen vernünftig ist, ruhig. Nicht verunreinigt durch die wirren Ängste dieser Zeit. Das Wort Gottes lesend und hörend, können wir ruhig werden, inmitten des Sturmes (Matth. 8,26), einen Unterschied machen, Zuversicht ausstrahlen, wo es aus menschlicher Sicht keine mehr geben kann. Unser Blick soll nicht auf dem Bösen verharren. Wenn wir mit lauterem Auge dem Nächsten begegnen, so werden wir ein Licht im Dunkeln sein (Matth. 6,22). Gelingt uns das, scheitern wir daran?
Noch im Scheitern gelingt es uns auch: Es ist doch ein Unterschied. Und wenn wir selber es nicht wirklich vermögen, so mag es unsere Blickrichtung sein, die einen Unterschied macht. Einer, dessen Blick ins Dunkle keinen Halt mehr findet, wird vielleicht auf dem Gesicht des Gläubigen den Schimmer des Hoffnungsleuchtens wahrnehmen. Gott mag es schenken, auch in unserem dürftigen Mühen, dass wir Träger der Hoffnung werden. Gott gebe es, dass wir uns ganz ins Licht stellen können. So, dass wir fröhlich und nicht in Sorge leben (u. a. Jer. 17,8; Matth. 6,34; Luk. 12,22; Phil. 4,6; 1. Petr. 5,7). Sollte das nicht leuchten in dunkler Welt, wenn Christen ihr Brot mit Freuden essen und den Wein mit gutem Mut trinken – und dies nicht in Verleugnung und Verdrängung des Bösen in der Welt, sondern in dem Wissen, dass dieses überwunden ist? Ganz sicher ist: Die Zeit des Bösen ist begrenzt. Die Zeit des Segens nicht.
Mit der Bitte um Beachtung der beigefügten Leserumfrage wünsche ich Ihnen eine gesegnete Lektüre – der Bibel und dieser Ausgabe von factum.
