
Kommentar
Doppelter Zangengriff
Böse Zungen sprechen von Margot Honeckers letztem Triumph: Die Ehefrau des einstigen Staatsratsvorsitzenden der DDR, Erich Honecker, und langjährige DDR-Bildungsministerin bescherte dem untergegangenen Staat ein flächendeckendes Netz an Kindertagesstätten, kurz: Kitas. Das Ideal war die erwerbstätige Frau, weshalb der Nachwuchs rasch nach der Geburt in die vom Staat betriebenen Kitas gegeben werden sollte. In der Bundesrepublik Deutschland ist dieser alte Hut sehr in Mode und gilt als dernier cri. Eine grosse Koalition fast aller Parteien begreift Familienpolitik als Kitapolitik. Die medial zum Normalfall aufgebauschte alleinerziehende Mutter soll fliegend vom Kreisssaal in das Grossraumbüro wechseln können. Offiziell sollen Kindertagesstätten dazu beitragen, dass Eltern Karriere und Kinderwunsch leichter verbinden können. Auch erhofft man sich integrationspolitische Erfolge. Kinder aus Familien, in denen kaum Deutsch gesprochen wird, sollen in der Kita…