

Der amerikanische Wendepunkt
Mit seiner Parteinahme für die Homosexuellen-Ehe setzt sich der amerikanische Präsident an die Spitze der Kräfte, die das Naturrecht ausser Kraft setzen wollen. Ein Entscheid mit Folgen.
V or Jahrzehnten erfand mein Doktorvater Peter L. Berger eine launige Formel, die geistliche Lage Amerikas zu beschreiben. Berger, der führende Religionssoziologe in den USA, ist ein gebürtiger Wiener mit einem Faible für die Ironie des österreichischen Schriftstellers Robert Musil (1880–1942), dessen unvollendeter Roman «Der Mann ohne Eigenschaften» zu den einflussreichsten Romanen des 20. Jahrhunderts zählt. Bergers Aphorismus hört sich so an: «Die frömmsten Menschen der Welt sind die Inder; die am wenigsten frommen sind die Schweden. So gesehen, sind die Amerikaner ein Volk von Indern, das von Schweden beherrscht wird.»
Ich habe in meinen Studienjahren in Boston oft über Bergers Aperçu gelacht, weil es, wie jede gute Karikatur, der Wahrheit sehr nahe kam. Heute befürchte…