

NACHBARN
Ein Film von Mano Khalil
Raphael Berger
«Was ist die beste Lösung mit den Juden?», fragt der Lehrer seine Klasse. «Ich steche sie nieder wie im Theaterstück», ruft ein Schüler. «Bravo!», entgegnet der Lehrer und strahlt sichtlich erfreut. «Ich verbrenne sie bei lebendigem Leib», erwidert der Nächste. Auch dafür gibt’s ein «Bravo!» vom Lehrer. «Genosse Ibrahim?» – «Ich schmeisse sie ins Meer, damit Fische und Haie sie auffressen.» – «Gut, Ibrahim! Eine andere Idee?» Langsam streckt der kleine Sero seine Hand hoch. «Bitte, Genosse», wird er aufgefordert.«Ich muss pinkeln!»
Diese Szene ist symptomatisch für den Film. Der sechsjährige Kurdenjunge Sero (Serhed Khalil) aus einem kleinen Dorf an der syrisch-türkischen Grenze erlebt in den frühen 1980er-Jahren sein erstes Schuljahr. Unbeschwert spielt er freche Streiche mit seinen Freunden, provoziert mit seinem Onkel Aram (Ismail Zagros) die türkischen Grenzposten, geht bei seiner jüdischen Nachbarin Hannah (Derya Uygurlar) am Sabbat…