
Leserbriefe
Kein Buch sagt alles zu: «Jesus brachte eine neue Freiheit», 2/15
Ich möchte mich bedanken für das Interview mit Dr. Larry Siedentop. Die Darstellung seiner Ideen in seinem Buch waren so beeindruckend, dass ich es bestellte und bereits gelesen habe. Es ist sehr wertvoll und ich hoffe, dass es eine grosse Leserschaft bekommt. Die meisten Christen haben ein Defizit bezüglich des Verständnisses der Denkweise und Geisteshaltung des Mittelalters. Siedentop informiert uns grossartig darüber. Gleichzeitig belegt er Schritt für Schritt die Basis und Geschichte der individuellen Freiheit, die wir heute so geniessen.
Kein Buch sagt alles, noch ist alles, was es sagt, vollkommen. Da Sie Dr. Siedentops Buch selbst für etwas Gutes halten, dachte ich, dass ich vier Themen nennen möchte, die seine These verbessern würden:
1) Es wird zu wenig über den Einfluss des Alten Testamentes auf die Entwicklung des Individuums gesagt. In dem Glauben Israels war das ewige Heil deutlich eine individuelle Angelegenheit (z. B. Psalm 1,1–3). Weiterhin sagt 3. Mose 25,10: «Und ihr sollt das Jahr des fünfzigsten Jahres heiligen und sollt im Land Freilassung für all seine Bewohner ausrufen. Ein Jobeljahr soll es euch sein, und ihr werdet jeder wieder zu seinem Eigentum kommen und jeder zu seiner Sippe zurückkehren.» Das stellt nach Siedentops Beschreibung in einem anderen Zusammenhang alle Israeliten auf die gleiche Stufe. Noch dazu hat Israel sich als «Versammlung» betrachtet, zu der alle Israeliten gehörten, wie einige Gelehrte bereits argumentiert haben. Paulus hat offensichtlich den Glauben Israels an Mose und die Propheten zu den Nichtjuden gebracht, was er immer wieder behauptete (Apg. 24,14). Siedentop erwähnt, dass Paulus den Glauben des Alten Testamentes für die Nichtjuden erklärt hat, aber sehr spät im Buch. Diese Erklärung gehört früh im Buch.
2) Dr. Siedentop hat sehr gut die aristokratische Natur der Demokratie in der Antike beschrieben. Er übersieht aber unzählige Gruppen, die ausserhalb der Politik demokratisch funktionierten, nämlich freiwillige Vereine, die überall im Römischen Reich existierten. Reiche, Arme und Sklaven wurden im Verein auf die gleiche Basis gestellt. Sie nahmen als Muster die griechische Polis. Als Jesus geboren war, haben demokratische, egalitäre Ideen sich ausserhalb der Politik weit verbreitet. Es wäre interessant gewesen zu verstehen, wie dieses Phänomen in seine These hineinpassen würde.
3) Jesus selbst hat vor Paulus seine Jünger alle auf die gleiche Ebene gestellt (s. Matth. 23,8–10).
4) Ich denke, Dr. Siedentop betont zu wenig die Entwicklung der Hierarchie (die er immer wieder als Gegenpol zur Idee der Gleichberechtigung darstellt) innerhalb der Katholischen Kirche im Mittelalter. Obwohl die Botschaft der Bischöfe das Recht von jedem Menschen betonte, war die Organisation der Kirche und öfters die Handhabung der demokratischen Idee innerhalb der Kirche recht widersprüchlich. Sogar das Wort «Hierarchie» fand Platz in Europa durch Pseudo-Dionysius «Areopagita», ein Buch, das länger als 1000 Jahre die Struktur der Katholischen Kirche beeinflusste.
Dieses sind Anmerkungen, die man, wenn man das Buch liest, beachten sollte, jedoch ist das Buch insgesamt sehr wertvoll. Ihre Zeitschrift hat für uns alle durch Ihr Interview mit Dr. Siedentop einen echten Gewinn gebracht.
Möge der Herr Sie und Ihren guten Dienst weiter reichlich segnen.
Jeff Brown, DE-Nürnberg
Kompliment! zu: «factum», 4/15
Selten haben wir eine so tolle factum-Ausgabe gelesen (4/15). Wir verstehen Jörg Swoboda (S. 10), dass er factum gründlich liest. Dass ihn ein Artikel dann zu diesem wunderbaren Lied «Nur Gnade ist genug» inspiriert hat, freut uns sehr.
Sehr bewegt hat uns der Artikel «Anpassung und Widerstand» zum Thema «Gender-Ideologie». Wie dramatisch es um die Gesellschaft bestellt ist, zeigt der unglaubliche und absolut lächerliche Vorgang im katholisch geprägten Wien. Zum Eurovision-Songcontest wurden Ampeln mit schwulen Männchen versehen! Dies zeigt den totalen Abfall der Welt. Dabei ist das Schöpfungszeugnis eindeutig: Gott erschuf Mann und Frau! Im Römerbrief 1,22–28 steht das Urteil Gottes zu all den Irrungen der Menschen, die so gerne meinen: «Kann denn Liebe Sünde sein?» Die Antwort der Heiligen Schrift: Ja! «Gott hat sie dahingegeben in entehrende Leidenschaften.»
Sehr bewegt hat uns auch das Bild der jungen palästinensischen Attentäterin auf S. 9 von der UNO-Schule in Bethlehem. Wir waren im März fast eine Woche in Bethlehem und haben dieses Bild immer wieder gesehen, wenn wir an der Schule vorbeigefahren sind. Wir waren zutiefst erschüttert, dass diese Hass-Propaganda und Gewaltverherrlichung gegen Juden sich an einer Schule befindet, die wohl auch mit EU-Mitteln gefördert wird. Dass unsere Steuergelder so einen Missbrauch erleben und dieses Wandgemälde schon arabische Kinder zur Ermordung von Juden erzieht, ist ein Drama ohnegleichen! Auf der einen Seite rufen wir 70 Jahre nach Befreiung von Auschwitz: «Das darf nie wieder passieren!», und auf der anderen Seite verschliessen wir unsere Augen über die Verherrlichung des Mordes an Juden und dem fürchterlichen Antisemitismus in der islamischen Welt. Wer durch Bethlehem, Jericho etc. fährt, kann überall solche Bilder sehen, und diese haben nur eine Botschaft: «Tötet die Juden!» Wie blind ist unsere Gesellschaft doch! Als einer, der seit über 20 Jahren den Nahen Osten bereist, gibt es für mich nur eine Hoffnung: «Herr Jesus, komme bald, damit all das ein Ende hat.»
Machen Sie weiter mit Ihrer guten Arbeit!
Caroline und Alexander Schick, DE-Sylt
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Die FACTUM-Redaktion