
Politik/Türkei
Erdogan: Auf den Spuren des Sultans
Erst am 28. August wurde Tayyip Erdogan als neuer Präsident der Türkei vereidigt. Doch sofort ist er in religionspolitischen Fragen hochaktiv geworden. Seine teils provokativen Massnahmen und Ankündigungen scheinen vordergründig ziemlich widersprüchlich zu sein. Doch näher betrachtet zeigt sich der Rückgriff auf die religiösen Verhältnisse und Praktiken der alten islamisch-osmanischen Türkei als gemeinsamer Nenner.
Der Präsident lud gleich bei seinem ersten öffentlichen Auftreten die seit 1964 in ihrer Mehrheit (nur noch 3 000 von 120 000) vertriebenen orthodoxen Christen von Istanbul samt ihren Nachkommen zur Rückkehr ein. Es handelt sich dabei um etwa 300 000 Menschen, die heute in Griechenland leben. Wegen der Athener Finanz- und Sozialkrise wird diese Aufforderung bei manchem Gehör finden. Doch will Erdogan keineswegs das Christentum in der Türkei stärken. Schon die Padischahs (Grossherrn) der Osmanen hatten Istanbul mit…