EDITORIAL

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser


Vor einem halben Jahrzehnt war in factum von einem der einflussreichsten Intellektuellen der Türkei zu lesen, der in dem Buch «Strategische Tiefe» seinen Traum von einem neuen Osmanischen Grossreich entwickelt hatte, das Nationalstaaten überwindet. Keine islamische Regionalmacht schwebte ihm vor, sondern globale Dominanz: «Unser Spielfeld ist die Welt». Dem «verfallenden Westen könne nur noch die Transformation vom Falschen ins Richtige (zum Islam und zur Scharia) helfen». Damals war dieser Vordenker eines islamischen Imperialismus Aussenminister der Türkei. Heute ist Ahmet Davutoglu Ministerpräsident des inzwischen islamisierten Landes.

Diese Islamisierung war ein weiteres halbes Jahrzehnt zuvor mit dem Machtantritt von Erdogan in der Türkei in factum klar prognostiziert worden. Ich kann mich an kein einziges Medium erinnern, welche diese Einschätzung damals geteilt hätte. Im Gegenteil: Allenthalben war vom kommenden Rechtsstaat, von Demokratie zu lesen. Die Türkei werde ein «Brückenkopf Europas sein, der hineinwirkt in die islamische Welt» und dabei hilft, auch diese zu zivilisieren und zu demokratisieren. In factum stand das Gegenteil: Die Türkei werde zu alles anderem als einem Rechtsstaat, zu einem Brückenkopf des Islam, der hineinwirkt nach Europa. Und so ist es gekommen.

Was mich heute wirklich erschüttert, ist, dass die klar zu erkennende Entwicklung (die in rasendem Tempo vor sich geht) von der europäischen Politik nicht gesehen wird – obwohl die muslimischen Machthaber in Ankara nichts tun, um ihre Absichten zu verschleiern, im Gegenteil (siehe Beiträge S. 8). Mit den sechs Milliarden Euro der Europäer an die Türkei, erst recht mit der kommenden Visafreiheit, haben Erdogan und Davutoglu ihr Ziel erreicht. Das war der «point of no return» für Europa. Erdogan hat jetzt freie Bahn, die Europäer bezahlen ihm noch die Umsetzung seiner Strategie.

Das war dann die Folge davon, dass man die klarste Lektion des 20. Jahrhunderts nicht gelernt hat: Realitätsverleugnung, Beschwichtigungspolitik tötet. Millionen Menschen hätten nicht sterben müssen, wenn der Westen nicht Appeasement gegenüber Hitler mit verantwortlicher Politik verwechselt – sondern sofort entschlossen gehandelt hätte. Heute geschieht dies, in noch grösserem Massstab, gegenüber dem Islam – namentlich der Türkei und dem Iran. Die literarische Beschreibung des Verhaltens von Deutschland und den Europäern lieferte Max Frisch in seinem spannenden Klassiker «Biedermann und die Brandstifter» schon vor Jahrzehnten.

Tausende Muslime kommen unter dramatischen Umständen zum Glauben an Jesus. Sollte uns das nicht von Zukunftsangst befreien, so wie es diese Menschen mutig macht?

Ist das eigentlich Angstmacherei? Der Niedergang der Freiheit könnte einen schrecken, so wie die Reden von Sacharja oder Jesus vordergründig geeignet sind, Ängste zu wecken. Jemand, der noch nicht Gott vertraut, den müssen die Texte der Offenbarung, der Propheten und auch die Drangsalsrede von Jesus in Matthäus 24 in Angst und Schrecken versetzen. Es ist einfach zu ungeheuerlich, was hier angekündigt wird. Die Herausforderung ist, diese Texte so zu lesen, wie dies der Wille von Jesaja und Jesus war – und ist (siehe Beiträge S. 44, 48). Dann machen diese Texte den Weg frei, Gott in unserem Leben handeln zu lassen, ihm zu vertrauen. Tausenden von Muslimen schenkt Gott gegenwärtig unter dramatischen Umständen Befreiung (siehe S. 18, 24, 26). Sollte uns das nicht von Furcht befreien, so wie es diese Menschen mutig macht?

Wo sich Menschen und Nationen von der Wahrheit der Bibel abkehren, geht die Freiheit. Wo sie sich zur Wahrheit der Bibel kehren, da kommen Freude und Dankbarkeit auf. Da hat die Angst keinen Raum mehr. Das ist die Botschaft dieser Ausgabe von factum. Dem Glaubenden werden die biblischen Texte zur erlösenden Lektüre – sie rettet. Wer dies erlebt hat, versteht, weshalb Johannes zum Auftakt seiner Apokalypse schreiben konnte: «Glückselig, der liest und die hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist! Denn die Zeit ist nahe.»

Ihr Thomas Lachenmaier, Redaktionsleiter

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factum 03/2016

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2016-03-31

EDITORIAL

l Liebe Leserin, lieber Leser

Vor einem halben Jahrzehnt war in factum von einem der einflussreichsten Intellektuellen der Türkei zu lesen, der in dem Buch «Strategische Tiefe» seinen Traum von einem neuen Osmanischen Grossreich entwickelt hatte, das Nationalstaaten überwindet. Keine islamische Regionalmacht schwebte…

LESERBRIEFE

Was nicht sein darf zu: «Die Grenze des Materialismus», 8/15 Werner Gitt ist einer der wenigen Rufer in der Wüste, der den Mut hat, gegen das Monopol von Materialismus/Evolution an den Hochschulen aufzustehen. Es wird langsam peinlich: Da forscht man mit grossem Aufwand in der Mikrobiologie,…

MENSCH

Cover
Die Tage von Obama als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sind gezählt. Dass er nicht mehr zur Wahl steht, verschafft ihm politische Handlungsfreiheit. Er muss keine Rücksichten mehr nehmen. Wie wird er diese Zeit nutzen?

l Wie wird er die verbleibende Zeit nutzen?

(fa.) Politische Beobachter wie die Organisation «Legal Grounds…


Cover

l Wahn und Verblendung

Sogar bei Tageslicht wäre das ein düsteres Quartier, aber jetzt, in der Nacht…


l Panislamist an Erdogans Seite

Während in der Türkei First Lady Emine Erdogan mit Kopftuch den Harem lobt, tobt ihr Mann gegen die Kurden, den Rest von Pressefreiheit am Bosporus und die islamische «Erleuchtungsbewegung» seines einstigen Meisters Fethullah Gülen. Präsident Tayyip Erdogans wildes Umsichschlagen hat in…


In den palästinensischen Autonomiegebieten und im von der Hamas kontrollierten Gaza-Streifen wird systematisch gefoltert. Das geht aus einer Dokumentation des Euro-Mediterranean Human Rights Monitor hervor.

l Systematische Folter

(fa.) Für die Folter in den PA-Gefängnissen tragen EU und USA erhebliche…


In der englischen Grafschaft Kent ist ein Richter wegen einer kritischen Aussage zur Kinderadoption durch Homosexuelle entlassen worden.

l Job weg nach Kritik

(fa.) Der 69-Jährige hatte in einem Interview die Ansicht vertreten, ein adoptiertes Kind sei bei einem Elternpaar aus Mann und Frau besser…


Cover
Die amerikanische Demokratie begeht Selbstmord und evangelikale Christen beteiligen sich daran. Das Phänomen Donald Trump und seine Hintergründe. Qualitätsjournalismus im Niedergang.

l Requiem für ein geliebtes Land


Cover
Die Alternative zum «starken Staat», der nach Kontrolle strebt und vorgibt, moralisch zu handeln, ist die Anerkennung der Autorität Gottes. Nur diese Herrschaft der Liebe gewährt Freiheit und Würde.

l Erinnerungen an die Freiheit


Cover
Ein besorgtes Gespräch unter gotischen Meisterwerken: Was kommt auf Europa zu? Und ein Blick auf Gottes mächtiges Wirken unter Muslimen. Viele sind wie Paulus auf der Strasse gen Damaskus.

l «Gott schickt die Muslime zu uns»

Zeitgeschehen/Glaube


Cover

l Wer die Bibel kennt ...

Wie kommt es, dass Israel bislang alle Kriege, auch gegen überwältigende Übermacht, gewonnen hat? Der legendäre Archäologe und Bibelkenner Nelson Glueck hatte eine eigene Theorie. Israel hat alle Kriege…


Cover
Die vielfachen Bekehrungen von Muslimen durch Träume haben typische Gemeinsamkeiten – und sind nicht zuletzt Belehrung und Ermutigung für die laue Christenheit in den westlichen Ländern.

l Die wunderbare Herausforderung

Stürmisches Gemeindewachstum: Ehemalige Muslime aus dem Iran bei einer Tauffeier im türkischen Antalya. Glaube


Cover
Eine besondere Begegnung: Im türkischen Antalya besuchte der messianische Jude Israel Naftali eine christliche Gemeinde von Exil-Iranern. Hunderte ehemalige Muslime finden dort zu Jesus.

l Was für eine grossartige Erfahrung!

FOCUS

Der Segen der Schwachen. Der Franzose Philippe Pozzo di Borgo war einmal ganz oben. Spross einer Adelsfamilie, Manager in der Getränkeindustrie, er war Geschäftsführer der Champagnermarke Pommery. Dann stürzte er im Alter von 42 Jahren beim Paragliding ab. Seither ist er vom Hals an…

NATUR

Cover
Chinesische Naturwissenschaftler erforschten die menschliche Hand – und beschrieben sie in einem Artikel für eines der führenden wissenschaftlichen Fachblätter «PlosOnline» als ein staunenswertes Wunderwerk. Ihre faszinierend vielfältige Möglichkeiten eröffnende Konstruktion sei offenbar «das Design eines Schöpfers». Nach Protesten zog das Magazin den Artikel zurück.

l Wundersam, staunenswert: genial geschaffen


Cover
Der Codex von Aleppo, der als die weltweit älteste erhaltene Kopie der hebräischen Bibel gilt, wurde in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen.

l Der legendäre Codex

(fa.) Das Manuskript wurde im Norden Israels um das Jahr 930 nach…


In der Natur finden sich Lego-Steine besonderer Art: Moleküle, aus denen sich komplexe Strukturen zusammensetzen lassen. Anders als die Spielsteine sind die molekularen Legos jedoch biegsam, lassen sich über verschiedene Steckmechanismen verknüpfen und bauen sich unter den richtigen Bedingungen selbst zusammen – nach einem Bauplan, der in jedem einzelnen dieser Peptid-Bausteine steckt.

l Die besseren Legos


Die Ausrufung des globalen Gesundheitsnotstandes durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen des Zika-Virus bewertet das christliche Institut für medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE) als nicht gerechtfertigt. Medien berichteten, dass die Ausrufung der höchsten Alarmstufe in Brasilien zu «Panik-Abtreibungen» geführt hat. Private Abtreibungsorganisationen nutzen die Situation und machen Werbung für Abtreibung, Lobby-Organisationen der UNO fordern die Freigabe der Abtreibung.

l Zika-Virus: Kritik an der WHO


Cover
Die Explosion des Mount St. Helens verwüstete am 18. Mai 1980 600 Quadratkilometer Landschaft. Unter den Schlammschichten begraben ist auch das Paradigma der «geologischen Zeiträume».

l Die geologische Offenbarung

Die Explosion des Mount St. Helens im US-Bundesstaat Washington am 18. Mai 1980…

GLAUBE

Cover
Nach 25-jähriger Übersetzungstätigkeit konnte Wycliffe Schweiz auf Papua-Neuguinea dem Volk der Kuni eine Bibel in seiner Sprache übergeben. Anfangs der 50er-Jahre waren Dorfälteste den langen Weg zur Provinzhauptstadt Daru gepaddelt. Sie hatten den australischen Polizeivorsteher gebeten, ihnen Missionare zu senden, um den Stammesfehden ein Ende zu bereiten und Schulen sowie medizinische Versorgung zu bringen.

l «Jetzt spricht Gott direkt zu uns!»


Cover
Das Bildungssystem in der arabischen Welt ist marode, in Syrien ist es kollabiert. In der Region um die Stadt Aleppo haben nur noch fünf Prozent der Kinder Unterricht. 4500 Schulen in Syrien sind geschlossen, weil die Lehrer geflohen sind, oder wurden zerstört. Der christliche Fernsehsender SAT-7 startet jetzt mit dem ersten überregionalen Schulfernseh-Satellitenkanal für die arabische Welt.

l Besser fernsehen


l Der Papst erklärt: «Wir sind alle Kinder Gottes!» Aber stimmt das?

Von Januar 2016 an veröffentlicht der Papst monatlich eine Videobotschaft («Das Video vom Papst») auf der Internetseite des Gebetsapostolats, in welcher er Gebetsanliegen vorstellt. Das Gebetsapostolat ist ein Arbeitszweig des Jesuitenordens. Das Thema der ersten in 11 Sprachen…


Im schweizerischen Luzern wurde ein altgedienter Religionslehrer fristlos entlassen, weil er sich kritisch zu bestimmten Aspekten des Islam geäussert hatte. 

l Gefeuert nach Kritik

(fa.) Im selben Kanton mussten bereitsKreuze aus Schulzimmern entfernt werden. Schüler, Eltern und Lehrer protestierten gegen die…


Nicht nur islamische Terroristen in der arabischen Welt haben mit einem Angriff auf den Vatikan gedroht. In Kanada prophezeite der Imam Scheich Shaban Sherif Mady die Eroberung des Vatikans.

l Islamführer: Rom wird erobert

(fa.) Die Predigt wurde auch über isla-mische Internetseiten verbreitet. Der Religionsführer…


Cover
Das Evangelium hat universelle Gültigkeit für alle Menschen, alle Zeiten. Jeder Mensch, sei er Muslim, Jude oder Atheist, hat ein Recht, diese Liebesbotschaft zu hören. Damit ist der Auftrag klar.

l Nicht mehr «den Juden zuerst»?


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Wenn sich die Empfänger der biblischen Botschaft zum Mass der Dinge machen – und nicht den Sender und den Inhalt –, wird das Verstehen von Gottes Wort ad absurdum geführt.

l Das Werkzeug muss stimmen


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Die biblischen Aussagen sind in ihrer Gesamtheit von derselben Gültigkeit und haben dieselbe göttliche Relevanz. Jesus Christus selbst macht dies deutlich.

l Der Selbstanspruch der Bibel

D« ie biblischen Aussagen von Jesus Christus sind am wichtigsten! Schliesslich sind es wörtliche Zitate von Gott…

ERLEBT & BEWEGT

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l Auf Wiedersehen, Sam!

Zu den Sängern und Musikern, die mich über ihre Musik hinaus mit ihrem gelebten Glauben beeindruckten, gehören neben den «Five Blind Boys of Alabama», die ich in den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts in einer südhessischen Kirche einmal live erleben konnte, und den «Staple…

ZITATE

«Und das Wort des HERRN geschah zu Jeremia: ‹Ich habe mit dem Tag und mit der Nacht einen Bund geschlossen, sodass sie immer zur rechten Zeit erscheinen. Diese Ordnung kann niemand aufheben. In der gleichen Weise kann auch der Bund, den ich mit David geschlossen habe und in dem ich ihm versichert…

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