
Politik/Literatur/ «Das ist furchtbar»
Die chinesische Regierung sieht in der Verleihung des Literaturnobelpreises an Mo Yan (57) einen Erfolg der 2011 beschlossenen weltweiten kulturellen Offensive, mit der die neue wirtschaftliche und militärische Stellung auch kulturell untermauert werden soll. Kritiker der kommunistischen Diktatur zeigten sich bestürzt. – (tl.) Mo Yan gilt als «Staatsdichter», der von seiner Nähe zum diktatorischen Regime profitiert. Er hat unter anderem an einem Buch zur Verherrlichung Maos mitgewirkt, einem der grössten Menschheitsverbrecher des 20. Jahrhunderts.
Der Schriftsteller Liao Yiwu (54), der in chinesischer Haft schwer gefoltert wurde, sagte, die Entscheidung der Jury sei «furchtbar» und ein Beispiel «für die diffuse Moral im Westen». Er könne nicht verstehen, wie es sein kann, dass vor zwei Jahren mit Liu Xiabao ein Schriftsteller den Nobelpreis erhielt, der in chinesischer Haft sass, und jetzt einer, der sich dem Regime andient: «Gibt es diese…