

Randnotizen Arm und Reich
Ein armer, kranker Mann (Lazarus) sitzt sein Leben lang vor der Tür eines Reichen, der im Luxus schwelgt. Im Jenseits stellt dieser fest, dass ein Tausch stattgefunden hat. Ihm geht es schlecht, Lazarus aber ist in Abrahams Schoss gelangt. Der ehemals Reiche begreift, was er zu Lebzeiten versäumt hat, nämlich dem Armen von seinem Reichtum etwas abzugeben (Lukas 16,19 f.).
Warum hat der Reiche nichts gegeben? Die Antwort auf diese Frage zu finden, führt in das Herz des Reichen hinein. Damit aber auch in unser Herz – auch wenn wir nicht in Purpur und Leinen gekleidet sind, so wie er. Die Antwort lautet: Der Anblick des Armen war ihm ein Ärgernis. Wer einen Menschen sieht, der so vom Schicksal geschlagen ist, der erkennt: Was ihm passiert ist, kann mir auch passieren. Selbst die ausgeklügeltsten Sicherheitssysteme der Welt können nicht verhindern, dass man arm werden kann oder krank oder wenigstens unglücklich. Diese Einsicht ist dem Menschen sehr unangenehm.…