

Interview Ohne ernsten Wandel keine Zukunft
Sami Husain fordert seine muslimischen Glaubensbrüder auf, sich an Israel ein Vorbild zu nehmen. Der Exil-Iraker sagt: «Der Westen muss aufhören, Diktatoren zu unterstützen.»
factum: Sehr geehrter Herr Husain, Sie haben ein besonderes Verhältnis zu Juden und Israel. War das immer schon so? Sami Husain: Nein, gar nicht. Ich bin in den Fünfzigerjahren in einer offenen muslimischen Familie in Bagdad im jüdischen Viertel aufgewachsen. Von einst 150 000 Juden waren zu dieser Zeit nur noch etwa 6000 im Land. Als 19-Jähriger war ich ein Produkt der Gehirnwäsche unseres Systems. Ich glaubte, Israel bekämpfen zu müssen, und schloss mich im Süden Syriens der Volksfront zur Befreiung Palästinas an. Die Gruppe stand unter der Leitung des christlichen Marxisten George Habash. Damals dachte ich, wir seien Freiheitskämpfer.
factum: Was hat Sie umgestimmt? Husain: Ich war drei Monate bei den Terroristen. Einige Erlebnisse haben mir die Augen geöffnet. Im…